Der Begriff “Quiet Hiring” ist ein englischsprachiger Begriff aus der Personalentwicklung. Er bezeichnet das gezielte Upskilling fachlicher und persönlicher Fähigkeiten der Mitarbeitenden eines Unternehmens. Ziel ist, das Beste aus den Angestellten herauszuholen und sie so gewissermaßen zu neuen Mitarbeitenden zu machen.
In diesem Artikel erfahren Sie nicht nur genauer, was Quiet Hiring bedeutet, sondern auch, warum sich der Begriff zur Zeit immer größer werdender Beliebtheit erfreut und ob hinter dem Begriff mehr steckt als nur ein neuer Name für ein bekanntes Konzept. Außerdem schauen wir uns gemeinsam die einzelnen Schritte an, die Sie für den Aufbau eines erfolgreichen Quiet Hiring Prozesses kennen müssen. Abschließend erfahren Sie noch, welche Herausforderungen Ihnen beim Quiet Hiring begegnen können und wie Sie damit umgehen können, um sich das neue HR-Trendkonzept zunutze zu machen.
Was bedeutet Quiet Hiring?
Die Begriffsgeschichte von Quiet Hiring geht auf das Jahr 2018 zurück. In diesem Jahr war der Begriff “Quiet Quitting” in aller Munde. Quiet Quitting bezeichnet eine Einstellung von Mitarbeitenden, sich bei der Arbeit nicht mehr anzustrengen, sondern nur noch Dienst nach Vorschrift zu leisten – innerlich also quasi den Job gekündigt zu haben. Quiet Hiring bezeichnet im Gegensatz dazu ein gänzlich anderes Phänomen. Weil aber bei beiden Phänomenen etwas im Verborgenen passiert, gibt es durchaus eine begriffliche Verbindung.
Doch was genau bedeutet Quiet Hiring nun? Vor allem eine Win-Win-Situation für Mitarbeitende und Unternehmen. Denn beim Quiet Hiring erfolgt von Unternehmensseite aus ein gezieltes Weiterentwickeln relevanter und ausgewählter Fähigkeiten im persönlichen und fachlichen Kompetenzbereich der Angestellten. Das Unternehmen bekommt auf diese Weise ohne Neueinstellungen bessere Mitarbeitende. Die Mitarbeitenden profitieren davon, dass sie fachlich und persönlich wachsen können und so bereit sind, neue Rollen und Verantwortlichkeiten zu übernehmen.
Warum wird dieses Thema immer beliebter in der Personalentwicklung?
Da Quiet Hiring eine attraktive Langzeitstrategie darstellt, um die Fähigkeiten und auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern, erfreut sich das Konzept derzeit zunehmender Beliebtheit in der Personalentwicklung. Mittels Quiet Hiring lässt sich der Kandidat*innen-Pool für die Neubesetzung von Führungspositionen auf kreative Weise erweitern und Teams werden durch die erweiterten Kompetenzen bereichert. Quiet Hiring macht Neueinstellungen deutlich weniger relevant und ermöglicht deshalb Kosteneinsparungen bei der Talent- und Personalakquise.
Für HR-Mitarbeitende ist Quiet Hiring zusätzlich sehr interessant, weil es die Flexibilität des Personalmanagements erhöht. Durch zielgerichtete und effiziente Förderung einzelner Mitarbeitenden können neue Rollen und Positionen innerhalb des Unternehmens schneller besetzt und durch überraschende Kündigungen entstehende Lücken zeitnah gefüllt werden. Auch andere zeitkritische Herausforderungen, die beispielsweise oft bei projektbasiertem Arbeiten entstehen, bei dem ggf. nur punktuell bestimmte Skills notwendig sind, können mittels Quiet Hiring erfolgreich gemeistert werden.
Auch im Falle des Nichterreichens von Unternehmenszielen erweist sich Quiet Hiring als sinnvolles Vorgehen. Vermeidet man im Vorfeld die Einstellung neuer Mitarbeitenden mit bestimmten Skills, um gesetzte Ziele zu erreichen, müssen diese neuen Mitarbeitenden auch nicht entlassen werden, sollten sie nicht wie erwartet performen. Stattdessen haben Mitarbeitenden, deren Kompetenzen mittels Quiet Hiring gesteigert wurden, mehr über ihre Fähigkeiten gelernt und können auf ihre bisherigen Positionen zurückkehren.
Ein besonders wichtiger Grund dafür, dass Quiet Hiring im HR-Bereich immer relevanter wird, ist die Steigerung der Mitarbeiterbindung und Motivation der Mitarbeitenden. Erhalten Mitarbeitende die Chance, ihre persönlichen und fachlichen Kompetenzen zu verbessern, fühlen sie sich häufig wertgeschätzt und erkennen ihre Weiterentwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens. So können Kündigungsraten verringert und die Produktivität nachhaltig gesteigert werden.
Ist Quiet Hiring mehr als nur eine neue Bezeichnung für ein altbekanntes Konzept?
Bevor wir uns anschauen, wie Sie erfolgreich in Ihrem Unternehmen die Methode des Quiet Hirings einsetzen, stellt sich Ihnen vielleicht die Frage, ob hinter dem schönen Namen überhaupt mehr steckt als das altbekannte Konzept der Personalentwicklung.
Auf den ersten Blick kann es durchaus so scheinen, als wäre Quiet Hiring wieder nur ein neues Buzzword, schließlich gibt es Personalentwicklung und Upskilling schon länger. Natürlich wurde mit Quiet Hiring nicht das Rad neu erfunden und Sie finden hinter dem Begriff keine völlig neue Idee. Der neue Begriff und vor allem dessen aufkommende und immer noch wachsende Beliebtheit im Personalwesen weist aber auf eine neue, begrüßenswerte Entwicklung hin: Unternehmen greifen die Thematik der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden immer stärker auf und verstehen sie als ernstzunehmende Maßnahme.
Hinter dem Begriff des Quiet Hirings versteckt sich dementsprechend vielleicht auf den ersten Blick kein ganz neues Konzept, aber der Begriff an sich steht für sehr viel mehr als nur für gezielte Personalentwicklung. Er steht maßgeblich dafür, dass individuelle Weiterentwicklung und individuelles Wachstum sowie der Mitarbeiterbindung in der Arbeitswelt immer mehr Wert zugesprochen wird und dass für immer mehr Arbeitnehmende ihre Weiterbildung von enormer Bedeutung ist.
Aus diesem Grund sollte man Quiet Hiring nicht vorschnell als einen weiteren, trendigen Anglizismus abtun, sondern genau hinschauen, für welche Werteverschiebung der Begriff steht.
„Viele HR-Verantwortliche sind bereits in Sachen Quiet Hiring unterwegs – nur ist es ihnen meist nicht bewusst.“
Dr. Nicolas Stephan, Managing Director Sparrks, managerSeminare
Einzelne Schritte beim Aufbau eines erfolgreichen Quiet Hiring Prozesses
Beim Aufbau eines erfolgreichen Quiet-Hiring-Prozesses gibt es einige wichtige Eckpfeiler. Allerdings muss jeder Quiet Hiring Prozess auch individuell an Ihr Unternehmen und innerhalb des Unternehmens an die einzelnen Mitarbeitenden angepasst werden.
- Damit Sie sich Quiet Hiring erfolgreich zunutze machen, ist eine transparente Kommunikation über die Gründe und Maßnahmen der Quiet Hiring Maßnahmen das A und O. Besonders wichtig ist es, auf die eigene Entscheidung der Mitarbeitenden für die Lernmaßnahmen zu setzen. Anweisungen aus der Führungsetage ohne die entsprechende Motivation der Mitarbeitenden gefährden eher die Lernerfolge, als dass sie nutzen.
- Achten Sie auch darauf, die Mitarbeitenden nicht ins kalte Wasser zu werfen und sie durch überhöhte und unerwartete Ansprüche zu entmutigen oder zu überfordern. Stattdessen sollten Weiterentwicklungsmaßnahmen sinnvoll auf bereits vorhandenen Qualifikationen aufbauen und diese ergänzen.
- Um für die bestmögliche Lernatmosphäre zu sorgen, ist es außerdem essentiell, die Sicherheit des Arbeitsplatzes zu garantieren, unabhängig von den Lernergebnissen. Ansonsten drohen Unsicherheit und unnötiger Druck den Lernerfolg zu gefährden.
- Zur transparenten Kommunikation über das Quiet Hiring gehört auch, dass Sie Veränderungen in der Jobbeschreibung der Mitarbeitenden stets schriftlich festhalten. Dazu gehören nicht nur neue Verantwortungsbereiche und Rollen, sondern auch die Dauer der Veränderungen und eventuelle Gehaltserhöhungen.
- Erstellen Sie dann gemeinsam mit den einzelnen Mitarbeitenden einen Plan für das Quiet Hiring – und nutzen Sie die Gelegenheit, direkt auch gemeinsam einen Karriereplan zu erstellen. So können Ihre Mitarbeitenden den langfristigen Nutzen der Weiterbildung direkt erkennen und fühlen sich durch die klaren Ziele vor Augen zusätzlich motiviert.
- Bevor das Quiet Hiring starten kann, müssen Sie natürlich Maßnahmen finden, die den individuellen Wünschen und Lernmodi entsprechend die Erweiterung der Skills garantieren. Sinnvolle Maßnahmen sind One-on-One-Coachings wie das Sparrks Coaching. Bei einem Sparrks Coaching profitieren Mitarbeitende von einem explizit für sie ausgewählten Coach, mit dem sie an konkreten Themen passend zu ihren Entwicklungsbedarfen arbeiten. Innerhalb weniger Sitzungen können so herausragende Fortschritte erzielt werden, die nachhaltig Wirkung zeigen und Ihre Mitarbeitenden und Ihr Unternehmen gleichermaßen voranbringen werden.
Herausforderungen beim Quiet Hiring
Um wirklich vom Quiet Hiring zu profitieren, sollten einige Herausforderungen beachtet werden.
Besonders die Skepsis der Mitarbeitenden gegenüber neuen Anforderungen und Weiterentwicklungsmaßnahmen kann sich als problematisch erweisen und den Erfolg durch Quiet Hiring verhindern. Um das zu vermeiden, ist die bereits angesprochene Transparenz bei der Kommunikation der Ursache, Durchführung und Ziele des Quiet Hirings von zentraler Bedeutung. So können Sie Unklarheiten direkt beseitigen und den Mehrwert der geplanten Weiterentwicklungsmaßnahmen hervorheben.
Beachten Sie außerdem, dass Quiet Hiring kein Allheilmittel darstellt und nur in einem gewissen Rahmen möglich ist. Ziel des Quiet Hirings ist es nicht, dass Ihre Mitarbeitenden komplett neue Qualifikationen erlernen. Ihre Mitarbeitenden sollten sich keinesfalls überfordert fühlen!
Außerdem macht Quiet Hiring Neueinstellungen natürlich nicht vollständig überflüssig. Für Wachstum brauchen Sie noch immer neue Mitarbeitende, schließlich wollen Sie nicht, dass sich die Angestellten von Anforderungen und Workload erdrückt fühlen.
Wenn Sie diese Aspekte im Hinterkopf behalten, steht dem erfolgreichen Quiet Hiring aber nichts mehr im Wege!
Fazit
Quiet Hiring ist also ein neuer Begriff im HR-Wesen, der das bekannte Konzept der Personalentwicklung aufgreift und mit aktuell relevanten Werten in der Arbeitswelt verknüpft. Mit Quiet Hiring werden Upskilling, Coaching und weitere Maßnahmen beschrieben, die stets in Abstimmung mit den Mitarbeitenden ergriffen werden sollten, um ihre Wirkung entfalten zu können. Dabei gilt es, stets darauf zu achten, dass Überforderung oder vermehrter Stress der Mitarbeitenden vermieden werden. Sinnvoll eingesetzt, kann das Quiet Hiring ein hochwirksamer Weg sein, um Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen zu fördern!
FAQ: Quiet Hiring
Was für Beispiele gibt es für Quiet Hiring?
Quiet Hiring kann viele verschiedene Formen annehmen. Dazu gehört beispielsweise, dass der Arbeitgeber beginnt, ausgewählten Mitarbeitenden neue Aufgaben und Zuständigkeiten außerhalb der Stellenbeschreibung zuzuweisen. Möglich sind auch Szenarien, bei denen ausgewählten Mitarbeitenden neue Aufgaben übertragen werden, so dass freie Stellen ausgefüllt werden können. Zum Quiet Hiring gehören aber auch Aufforderungen an Mitarbeitende, an einem Qualifizierungsprogramm, einer Schulung oder einem Workshop teilzunehmen. Diese Aufforderungen werden oft damit begründet, dass die Weiterbildungsmaßnahmen die Karriere verbessern würden. Außerdem gehört zum Quiet Hiring, dass Mitarbeitende in andere Abteilungen versetzt werden, weil dort Fachwissen benötigt wird. Wenn Mitarbeitende mehr Leistungen vom Unternehmen erhalten, sobald sie mehr Verantwortung und Aufgaben übernehmen, ist dies ebenfalls dem Quiet Hiring zuzuordnen.
Ist Quiet Hiring ein neuer Trend?
Quiet Hiring ist ein relativ neuer Trend, der laut Gartner zu den neun wichtigsten Arbeitstrends für 2023 gehört. Quiet Hiring trat Ende 2022 als Reaktion auf Quiet Quittings bei vielen Arbeitnehmenden auf verschiedenen Märkten auf. Quiet Hiring wird nun als Taktik zur Bindung von Talenten ans Unternehmen eingesetzt.
Ist Quiet Hiring legal?
Ja, im Gegensatz zum Quiet Firing ist Quiet Hiring legal und ethisch vertretbar, wenn es verantwortungsvoll durchgeführt wird.