Unternehmen finden sich heute in einem Umfeld wieder, welches ständigem Wandel und unaufhörlichen Umbrüchen ausgesetzt ist. Angesicht dieser Tatsache unterliegen sie zunehmend einem Effizienz- und Innovationsdruck. Denn nur wer sich an die sich stetig verändernden Umwelt- und Wettbewerbsbedingungen anpassen und Schritt halten kann, bleibt überhaupt wettbewerbsfähig. Unternehmen stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, um selbiges zu erreichen. Eines verspricht dabei besonders hohen und vor allen Dingen schnellen Erfolg: Mergers & Acquisitions (M&A). Zu Deutsch: Fusionen und Unternehmenskäufe. Aber was ist eine Mergers & Acquisitions Definition im Kontext der heutigen Welt? Welche Arten von Mergers & Acquisitions gibt es? Warum scheitern Fusionen und Übernahmen häufig?
Mergers & Acquisitions Definition und Hintergrund
Das Begriffspaar „Mergers & Acquisitions“, abgekürzt mit „M&A“, fand erstmals Ende des 19. Jahrhunderts in den USA seinen Weg in den Sprachgebrauch. Damals, von 1895 bis 1904, ereignete sich in den USA eine große Übernahmewelle: Zahlreiche Unternehmen oder Unternehmensanteile wurden von wiederum anderen Unternehmen übernommen. Dies geschah entweder durch Unternehmensfusionen (engl. Merger) oder durch Akquisitionen (engl. Acquisitions). Genau diese beiden unternehmerischen Aktivitäten werden seither unter dem Begriffspaar M&A zusammengefasst. Hier werden sie noch einmal etwas genauer erklärt:
- Unter Fusionen (Merger) versteht man die Verbindung oder den Zusammenschluss zweier oder mehrerer rechtlich selbstständiger Unternehmen zu einer rechtlichen und wirtschaftlichen Einheit.
- Unter Akquisitionen (Acquisitions) wiederum versteht man den Unternehmenskauf oder, aus der Sicht des Anbieters, den Unternehmensverkauf. Während der Käufer das gesamte Unternehmen oder Unternehmensanteile erhält, wird der Verkäufer mit einer Kaufpreiszahlung oder mit Anteilen des Käufers entschädigt.
Gemeinsam ist beiden Transaktionen, dass ein Übergang von Eigentumsrechten bzw. eine Übertragung von Leitungs- und Kontrollrechten stattfindet.
Unter dem Begriffspaar M&A werden aber auch sämtliche Prozesse und Vorgänge zusammengefasst, die mit der Fusion von Unternehmen bzw. mit dem Kauf von Unternehmen oder Unternehmensanteilen zusammenhängen. Dies können beispielsweise Maßnahmen zur internen Umstrukturierung oder Finanzierungsmaßnahmen sein.
Motive für M&A
Mit Fusionen und Akquisitionen wollen Unternehmen in aller Regel zwei Dinge bewirken: Zum einen die Sicherung der Unternehmensexistenz und zum anderen das Wachstum des Unternehmens.
In Bezug auf das Unternehmenswachstum bieten M&A ein besonders hohes Erfolgsversprechen. Denn durch den Zusammenschluss von Unternehmen bzw. den Kauf von Unternehmen werden Umsatz, Unternehmensgröße, Marktanteile sowie Marktmacht innerhalb von nur kurzer Zeit signifikant gesteigert. Einen vergleichbaren Erfolg können Maßnahmen zur rein internen Wachstumsgenerierung nicht erzielen.
M&A Beispiele
Es wird zwischen drei Arten von M&A Transaktionen unterschieden. Sie nennen sich horizontale, vertikale und konglomerale Integrationen. Folgend wird eine kurze Erklärung der jeweiligen gegeben:
Horizontale Integrationen
Von horizontalen Integrationen wird gesprochen, wenn sich zwei Unternehmen zusammenschließen, die auf der gleichen Verarbeitung- oder Handelsstufe zu verordnen sind. In anderen Worten: Die beiden Unternehmen bieten die gleichen Produkte oder Dienstleistungen an. Ihr Zusammenschluss führt zu einer Erweiterung ihrer Angebotsvielfalt.
Vertikale Integrationen
Wenn wiederum zwei Unternehmen fusionieren, die unterschiedlichen Verarbeitung- oder Handelsstufen zuzuordnen sind, also unterschiedliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten, jedoch entweder Lieferanten oder Kunden voneinander sind, wird dies als vertikale Integration bezeichnet. Die beteiligten Unternehmen beabsichtigten mit ihrem Zusammenschluss ihre Verkaufsbestrebungen auf einem Markt zu bündeln.
Konglomerale Integrationen
Zuletzt werden Unternehmenszusammenschlüsse als konglomerale Integrationen bezeichnet, wenn die beteiligten Unternehmen gänzlich unterschiedlichen Geschäftsbereichen angehören. Sie sind also weder Wettbewerber in demselben relevanten Markt, noch sind die Lieferanten oder Kunden voneinander.
Des Weiteren kann zwischen Fusionen durch Aufnahme und Fusionen durch Neugründung unterschieden werden. Bei ersteren verliert dasjenige Unternehmen seine Existenz, welches gekauft wurde. Sein gesamtes Vermögen, einschließlich der Schulden, werden in das erwerbende Unternehmen integriert. Bei einer Fusion durch Neugründung entsteht als Resultat des Zusammenschlusses ein völlig neues Unternehmen.
Der M&A Prozess
Der Ablauf von Mergers & Acquisitions kann wie folgt beschrieben werden:
- Wenn ein Unternehmen eine Fusion oder einen Unternehmenskauf vornehmen möchte, dann beginnt der jeweilige Prozesse mit der Suche nach einem geeigneten Unternehmen – dem Zielunternehmen.
- Es schließt sich eine Phase der Evaluation an, in welcher das Käuferunternehmen sehr sorgfältig die Stärken und Schwächen des Zielunternehmens prüft, mögliche Risiken eines Kaufes bzw. einer Fusion abwägt und den Transaktionswert ermittelt und festlegt. Diese Phase ist auch unter dem Namen „Due-Diligence Prüfung“ bekannt und wird durch Steuerberater, Anwälte und andere M&A Berater und Experten begleitet.
- Im nächsten Schritt wird ein entsprechendes Angebot kommuniziert, welches in anschließenden Verhandlungen zwischen Käufer und Zielunternehmen diskutiert wird. Zwei wichtige Begriffe, die in diesem Kontext relevant sind, sind das Term Sheet und der Letter of Intent. In ersterem werden wesentliche Eckpunkte des künftigen Vertrages dokumentiert, ohne dass Einzelheiten festgelegt werden. Vielmehr soll das Term Sheet den beteiligten Parteien Sicherheit geben und als erste verbindliche Grundlage für einen späteren Vertrag dienen. Im Letter of Intent bestätigen die involvierten Parteien ihre Absichten darüber, die Fusion oder den Kauf durchzuführen, schriftlich. Auch dieser dient als Grundlage für die weiteren Verhandlungen.
Anschließend findet die eigentliche Vertragsgestaltung statt. Sie gilt als abgeschlossen, wenn der Vertrag von beiden Seiten unterschrieben wurde. Ist dies geschehen, beginnt die beidseitige Erfüllung des im Vertrag Festgelegten.
Vor- und Nachteile
Der Zusammenschluss von Unternehmen kann große wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Dies ist letztendlich auch der Grund bzw. das Motiv, aus welchem sich Unternehmen dazu entscheiden, ein anderes Unternehmen zu kaufen bzw. mit einem anderen Unternehmen zu fusionieren.
Mergers und Akquisitionen können Unternehmen eine Reihe von Vorteilen bieten. Im besten Fall wird durch eine Fusion oder ein Unternehmenskauf die Marktposition gestärkt und sich ein Vorteil gegenüber Konkurrierenden verschafft. Der Prozess führt zu Kosteneinsparungen durch Skaleneffekte und Synergien durch die Beseitigung von doppelten Funktionen. Ein weiterer Vorteil ist der Zugang zu neuen Märkten und Kunden, den eine Fusion oder Übernahme bringen kann, um dem Unternehmen das Potenzial zur Umsatzsteigerung zu bieten.
Mergers und Akquisitionen können Unternehmen auch helfen, ihre Produkt- oder Dienstleistungsangebote zu diversifizieren, indem sie sich weniger auf ein einziges Produkt oder einen einzigen Markt verlassen und damit das Risiko verringern. Durch die Kombination von Produkten und Dienstleistungen können Unternehmen Cross-Selling-Möglichkeiten schaffen, um Umsatz und Gewinne zu steigern.
Schließlich können Fusionen und Übernahmen Unternehmen dabei helfen, Top-Talente zu halten, indem sie neue Karrieremöglichkeiten und Zugang zu einem größeren Talentpool bieten, was zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und zur Reduzierung von Abwanderungskosten beitragen kann. Denn letztendlich bedeutet der Zusammenschluss eine Kumulierung des Wissens beteiligter Unternehmen, womit ein Wissensvorsprung gegenüber der Konkurrenz entsteht.
Obwohl dies vielversprechend klingt, muss jedoch festgestellt werden, dass viele M&A misslingen. Studien belegen sogar, dass zwei Drittel aller Fusionen und Übernahmen scheitern. Dies liegt in vielen Fällen am „Faktor Mensch“. Denn oftmals wird aus der psychologischen-kommunikativen Ebene nicht ausreichend Energie aufgewendet, mit dem Ergebnis, dass die Unternehmenskultur nicht genügend integriert wird und Mitarbeitende sich nicht „abgeholt“ fühlen.
Ursächlich für das Scheitern können jedoch auch strategische Fehler bei der Unternehmensübertragung sein. Häufig wird festgestellt, dass der Kaufpreis zu hoch angesetzt wurde, wenn sich die erhofften Synergieeffekte nach Zusammenschluss nicht einstellen.
FAQ: Mergers & Acquisitions: Definition, Arten und Verfahren
Wie oft scheitern M&As?
Nach Angaben der Harvard Business Review scheitern mindestens 70 % der Fusionen und Übernahmen.
Wie viel Prozent der M&A-Deals werden nicht abgeschlossen?
Nach Angaben von Bahreini et al. scheitern etwa 10 % der Fusionen und Übernahmen, bevor sie abgeschlossen sind.
Was passiert mit der Personalabteilung bei einer Fusion?
Die Personalabteilung spielt in Fusionsprozessen eine entscheidende Rolle. Während und nach dem Prozess identifizieren HR-Fachleute kulturelle Konflikte, potenzielle Nachteile der Fusionen und Übernahmen auf der Ebene der Talente, die Bindung hochwertiger Mitarbeitenden, das Redundanzmanagement und den Personalabbau sowie die Bewertung von Vergütungspaketen.